Viele Menschen denken bei Affen an flinke, verspielte Tiere, die durch die Bäume turnen und uns mit ihren neugierigen Blicken und ihrem sozialen Verhalten faszinieren. Doch in der Welt der Primaten gibt es eine wichtige Unterscheidung, die oft nicht auf den ersten Blick erkennbar ist: die zwischen Affen und Menschenaffen. Beide Gruppen gehören zwar zur gleichen Ordnung, unterscheiden sich aber in zahlreichen Merkmalen, die sowohl ihr Aussehen als auch ihre Lebensweise betreffen. Während Affen in vielen Teilen der Welt und in ganz unterschiedlichen Lebensräumen vorkommen, sind Menschenaffen eine kleinere, aber besonders beeindruckende Gruppe. Sie sind unsere engsten tierischen Verwandten und zeigen Verhaltensweisen, die uns Menschen oft sehr vertraut vorkommen.
Affe oder Menschenaffe – Wo ist der Unterschied?
Menschenaffen sind nicht nur größer und kräftiger als die meisten Affen, sondern auch intelligenter, sozialer und in ihrer Entwicklung viel langsamer. Gerade wenn man sich mit den Unterschieden beschäftigt, wird deutlich, wie spannend und vielfältig die Welt der Primaten ist und wie einzigartig jede Art für sich genommen ist.

Der auffälligste Unterschied zwischen Affen und Menschenaffen ist der Körperbau. Affen, wie zum Beispiel Meerkatzen, Makaken oder Kapuziner, besitzen fast immer einen langen Schwanz, der ihnen beim Balancieren in den Bäumen hilft. Menschenaffen dagegen haben keinen Schwanz. Ihr Körper ist kräftiger gebaut, die Arme sind im Verhältnis zum Körper besonders lang und ermöglichen ihnen, sich schwingend von Ast zu Ast zu bewegen – das nennt man Brachiation.
Besonders Gibbons sind darin wahre Meister. Menschenaffen haben einen breiten Brustkorb und einen sehr flexiblen Schultergürtel, was ihnen eine große Bewegungsfreiheit verschafft. Während sich viele Affen auf allen Vieren fortbewegen und dabei oft auf den Handflächen laufen, nutzen Menschenaffen ihre Knöchel oder bewegen sich sogar zeitweise aufrecht auf zwei Beinen fort. Auch im Gesichtsausdruck und in der Mimik sind Menschenaffen komplexer: Sie können viele verschiedene Emotionen zeigen und kommunizieren oft mit Blicken, Gesten und Lauten. Die Gehirne der Menschenaffen sind deutlich größer als die der meisten Affen, was sich in ihrer Intelligenz und Lernfähigkeit widerspiegelt. Menschenaffen leben meist in kleineren, stabileren Gruppen als Affen, die oft in großen, wechselnden Trupps unterwegs sind.
Die Jungen der Menschenaffen bleiben viel länger bei der Mutter und lernen in dieser Zeit wichtige Fähigkeiten für ihr späteres Leben. Auch die Fortpflanzung verläuft bei Menschenaffen langsamer: Die Abstände zwischen den Geburten sind größer, und die Jungen entwickeln sich deutlich langsamer. Ein weiterer Unterschied ist das Verbreitungsgebiet: Während Affen in Afrika, Asien und Südamerika leben, sind die Menschenaffen auf Afrika und Südostasien beschränkt. Zu den Menschenaffen zählen Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Gibbons – jede dieser Arten bringt ihre eigenen Besonderheiten mit.
Schimpansen
Schimpansen sind unsere nächsten lebenden Verwandten und beeindrucken durch ihre Vielseitigkeit und Intelligenz. Sie leben in den Wäldern und Savannen Afrikas, meist in großen, flexiblen Gruppen, die sich je nach Nahrung und sozialen Beziehungen immer wieder verändern.

Schimpansen sind Allesfresser: Sie ernähren sich von Früchten, Blättern, Samen, Insekten und manchmal sogar von Fleisch. Besonders bekannt sind sie für ihren Werkzeuggebrauch – sie benutzen Stöcke, um Termiten aus ihren Bauten zu holen, oder Steine, um Nüsse zu knacken. Die Kommunikation bei Schimpansen ist sehr komplex und umfasst Rufe, Gesten, Gesichtsausdrücke und Körperkontakt. Schimpansen zeigen Mitgefühl, trösten einander und pflegen enge Freundschaften. Die Jungen werden lange von der Mutter umsorgt und lernen durch Beobachtung und Nachahmung. Schimpansen sind sehr verspielt, neugierig und erforschen ihre Umgebung mit großer Ausdauer. Ihr Sozialleben ist manchmal von Konflikten geprägt, doch sie schließen auch immer wieder Frieden und stärken ihre Beziehungen durch gemeinsames Putzen.
Schimpansen sind stark vom Aussterben bedroht, vor allem durch Lebensraumverlust und Jagd. Forscherinnen und Forscher haben bei Schimpansen sogar Ansätze von Kultur entdeckt: Verschiedene Gruppen haben unterschiedliche Techniken und Verhaltensweisen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die Ähnlichkeit zu uns Menschen ist bei Schimpansen besonders auffällig, nicht nur im Verhalten, sondern auch im Erbgut. Sie können Werkzeuge herstellen, Probleme lösen und sogar einfache Zeichensprachen verstehen. Schimpansen sind sehr soziale Tiere, die in ihrer Gruppe Geborgenheit und Schutz finden.
Gorillas
Gorillas sind die größten und kräftigsten Menschenaffen. Sie leben in den Wäldern Zentralafrikas, sowohl in den Bergregionen als auch in den Tieflandwäldern. Gorillas leben in kleinen Familiengruppen, die von einem dominanten Männchen, dem Silberrücken, angeführt werden.

Sie sind Pflanzenfresser und verbringen den Großteil des Tages mit der Nahrungssuche. Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Blättern, Stängeln, Früchten und gelegentlich aus Insekten. Trotz ihrer imposanten Erscheinung sind Gorillas meist friedlich und zurückhaltend. Sie kommunizieren mit einer Vielzahl von Lauten, Gesten und Gesichtsausdrücken. Die Jungen bleiben viele Jahre bei ihrer Mutter und lernen durch Nachahmung. Gorillas bauen sich jeden Abend ein neues Schlafnest aus Zweigen und Blättern. Ihr Sozialleben ist sehr eng, und die Bindung innerhalb der Gruppe ist stark.
Gorillas sind vom Aussterben bedroht, vor allem durch Lebensraumverlust und Wilderei. Sie zeigen erstaunliche Intelligenz und können Werkzeuge benutzen, um an Nahrung zu gelangen. In Gefangenschaft haben Gorillas sogar gelernt, einfache Zeichensprachen zu verstehen. Ihr Verhalten und ihre Fürsorge für den Nachwuchs erinnern in vielem an menschliche Familien. Gorillas sind ein Symbol für die Bedrohung vieler Tierarten und die Notwendigkeit, ihre Lebensräume zu schützen. Ihre ruhige, sanfte Art macht sie zu beeindruckenden Vertretern der Menschenaffen.
Oran-Utans
Orang-Utans leben auf den Inseln Sumatra und Borneo und sind die einzigen großen Menschenaffen Asiens. Sie sind für ihr rötliches Fell, ihre langen Arme und ihr ruhiges Wesen bekannt. Orang-Utans verbringen den Großteil ihres Lebens in den Bäumen und sind ausgezeichnete Kletterer.

Sie leben meist als Einzelgänger oder in kleinen Mutter-Kind-Gruppen. Orang-Utans ernähren sich hauptsächlich von Früchten, aber auch von Blättern, Rinde und gelegentlich von Insekten. Sie bauen sich jeden Abend ein neues Schlafnest hoch oben in den Ästen. Orang-Utans sind sehr intelligent und benutzen Werkzeuge, um an Nahrung zu gelangen, zum Beispiel Blätter als Regenschutz oder Stöcke zum Fischen nach Insekten. Die Jungen bleiben viele Jahre bei der Mutter und lernen durch Beobachtung und Nachahmung. Orang-Utans sind sehr geduldig und vorsichtig, sie beobachten ihre Umgebung genau, bevor sie handeln. Ihr Sozialleben ist weniger ausgeprägt als bei Gorillas oder Schimpansen, doch die Bindung zwischen Mutter und Kind ist sehr stark.
Orang-Utans sind stark vom Aussterben bedroht, vor allem durch die Zerstörung ihres Lebensraums für Palmölplantagen. Ihr langsames Wachstum und die späte Geschlechtsreife machen sie besonders anfällig für Bedrohungen. Orang-Utans zeigen eine beeindruckende Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensräume, sind aber auf intakte Wälder angewiesen. Ihr friedliches und zurückhaltendes Wesen macht sie zu ganz besonderen Vertretern der Menschenaffen. Sie sind wahre Meister im Klettern und können mit ihren langen Armen große Distanzen zwischen den Bäumen überwinden.
Gibbons
Gibbons sind die kleinsten Menschenaffen und leben in den Wäldern Südostasiens. Sie sind bekannt für ihre unglaubliche Beweglichkeit und ihre langen, schlanken Arme, mit denen sie sich elegant und schnell durch das Blätterdach schwingen. Gibbons sind wahre Akrobaten und können mit Leichtigkeit mehrere Meter von Ast zu Ast springen.

Ihr Körperbau ist perfekt an das Leben in den Bäumen angepasst. Gibbons leben meist in kleinen Familienverbänden, bestehend aus einem Paar und dessen Nachwuchs. Sie sind monogam, das heißt, sie bleiben ihrem Partner oft ein Leben lang treu. Gibbons ernähren sich hauptsächlich von Früchten, Blättern und gelegentlich von Insekten. Sie sind sehr territorial und verteidigen ihr Revier mit lauten, weit hörbaren Rufen, die oft im Duett von Männchen und Weibchen vorgetragen werden. Diese Gesänge sind einzigartig und dienen sowohl der Revierabgrenzung als auch der Festigung der Paarbindung. Gibbons sind sehr soziale Tiere, die viel Zeit mit Körperpflege und Spielen verbringen. Die Jungen bleiben mehrere Jahre bei den Eltern und lernen in dieser Zeit alles, was sie für das Leben im Wald brauchen.
Gibbons sind ebenfalls vom Aussterben bedroht, vor allem durch Abholzung und den illegalen Tierhandel. Ihr Bestand nimmt in vielen Regionen stark ab. Gibbons zeigen eine große Anpassungsfähigkeit, doch sie sind auf dichte, zusammenhängende Wälder angewiesen. Ihr elegantes Schwingen durch die Bäume ist ein beeindruckendes Schauspiel und macht sie zu ganz besonderen Vertretern der Menschenaffen.
Ist der Mensch dann nicht eigentlich auch ein Affe?
Der Mensch ist tatsächlich ein Menschenaffe. Auch wenn das im Alltag oft nicht so wahrgenommen wird, gehört der Mensch aus biologischer Sicht zur Familie der Menschenaffen, den sogenannten Hominidae. Zu dieser Familie zählen neben dem Menschen auch Gorillas, Schimpansen, Bonobos und Orang-Utans. Das bedeutet, wir sind enger mit diesen Menschenaffen verwandt als mit den übrigen Affenarten wie Meerkatzen, Makaken oder Kapuzineraffen.

Viele Merkmale verbinden uns mit den anderen Menschenaffen: Wir haben keinen Schwanz, unser Körperbau ist kräftig, und unsere Arme und Hände sind sehr beweglich. Besonders auffällig ist unser großes und leistungsfähiges Gehirn, das komplexes Denken, Sprache und Kultur ermöglicht. Auch die Mimik, das Sozialverhalten, die Fürsorge für den Nachwuchs und die Nutzung von Werkzeugen sind Eigenschaften, die wir mit unseren nächsten Verwandten teilen. Der aufrechte Gang, der beim Menschen besonders ausgeprägt ist, findet sich in Ansätzen auch bei anderen Menschenaffen.
In der Biologie wird der Mensch als „Homo sapiens“ bezeichnet und ist die einzige heute lebende Art der Gattung Homo. Trotz aller Unterschiede, wie Sprache, Technik und Kultur, sind wir im Stammbaum des Lebens ein Teil der Menschenaffen. Diese enge Verwandtschaft zeigt sich nicht nur im Verhalten, sondern auch im Erbgut: Unsere DNA stimmt zu über 98 Prozent mit der von Schimpansen überein.
Das Wissen um diese Verwandtschaft macht deutlich, wie wichtig der Schutz der Menschenaffen ist. Sie helfen uns, unsere eigene Herkunft besser zu verstehen und erinnern uns daran, wie eng alles Leben auf der Erde miteinander verbunden ist. Wenn wir Menschenaffen beobachten, können wir viel über uns selbst lernen – über unsere Gefühle, unsere Beziehungen und unsere Entwicklung. Wir sind also nicht nur mit den Menschenaffen verwandt, sondern gehören selbst zu dieser faszinierenden Tiergruppe.
Die Unterschiede zwischen Affen und Menschenaffen machen deutlich, wie vielfältig und faszinierend die Welt der Primaten ist. Während Affen durch ihre Anpassungsfähigkeit, ihren langen Schwanz und ihre große Artenvielfalt beeindrucken, stehen Menschenaffen uns besonders nahe. Sie zeigen Verhaltensweisen, Intelligenz und Gefühle, die uns oft an uns selbst erinnern. Jeder Menschenaffe hat seine eigenen Besonderheiten und Herausforderungen, doch alle sind in ihrer Existenz bedroht und brauchen unseren Schutz.
Wenn wir die Unterschiede und Gemeinsamkeiten verstehen, wächst auch unser Respekt für diese beeindruckenden Tiere und die Verantwortung, ihren Lebensraum zu bewahren. Menschenaffen sind nicht nur ein Spiegel unserer eigenen Entwicklung, sondern auch ein wichtiger Teil der Natur, den es zu schützen gilt. Ihre Beobachtung kann uns viel über uns selbst lehren und uns inspirieren, achtsamer mit unserer Umwelt umzugehen.