Bodyshaming stellt ein persistentes Phänomen dar, das Menschen durch kritische und abwertende Kommentare bezüglich ihrer Körpererscheinung diskrimitiert. Bodyshaming entspricht im Deutschen dem Begriff „Körperbeschämung“ oder „Körperkritik“.
Was ist Bodyshaming?
Der Begriff des Bodyshaming subsumiert eine Vielzahl von Handlungen, die darauf abzielen, Menschen aufgrund ihres physischen Aussehens zu beschämen und zu marginalisieren. Bodyshaming äußert sich in negativen Äußerungen über die Körperbeschaffenheit einer Person, sei es hinsichtlich Gewicht, Körpermaße, Hautbeschaffenheit oder anderen ästhetischen Aspekten. Sowohl explizite Beleidigungen als auch subtilere Formen, wie unangemessene Ratschläge oder Stereotypisierungen, fallen unter Bodyshaming.

Bodyshaming kann als eine Form von Mobbing betrachtet werden. Mobbing bezeichnet ein Verhalten, bei dem eine Person oder eine Gruppe von Personen wiederholt und über eine längere Zeit hinweg eine andere Person schikaniert, drangsaliert oder erniedrigt. Bodyshaming fällt unter diese Definition, da es darauf abzielt, eine Person aufgrund ihres körperlichen Erscheinungsbildes systematisch zu demütigen und zu diskreditieren.
Hier sind fünf klassische Beispiele von Sprüchen, die – je nach Kontext – schon als Bodyshaming empfunden werden können:
- „Bist du sicher, dass du das essen solltest?“ – Dieser Spruch impliziert, dass die Person auf ihr Gewicht achten sollte, und kann sie dazu bringen, sich für ihre Essgewohnheiten zu schämen.
- „Echte Männer haben Muskeln, keine Bäuche.“ – Durch solche Aussagen wird ein bestimmtes Körperideal für Männer propagiert und Druck auf jene ausgeübt, die nicht diesem Ideal entsprechen.
- „Für deine Größe siehst du aber gut aus!“ – Obwohl dieser Satz vermeintlich als Kompliment gemeint sein könnte, stellt er eine Verbindung zwischen Attraktivität und Körpergröße her, was als abwertend wahrgenommen werden kann.
- „Du würdest viel hübscher aussehen, wenn du abnehmen würdest.“ – Hierbei wird der Wert einer Person oder deren Attraktivität direkt an ihr Gewicht gekoppelt.
- „Männer stehen nicht auf Haut und Knochen.“ – Dieser Spruch richtet sich oftmals gegen sehr schlanke Personen und suggeriert, dass ihr Körperbau weniger begehrenswert sei.
Solche Sprüche können sehr verletzend sein und das Selbstwertgefühl der betroffenen Person stark beeinflussen.
Schlankheit als Schönheitsideal?
Das gängige Schönheitsideal von Schlankheit hat sich über Jahrhunderte entwickelt. In der westlichen Kultur kann der Ursprung in der Viktorianischen Ära verortet werden, als eine zierliche Taille erstrebenswert wurde. Mit der Zeit etablierten sich schmale Silhouetten in Mode- und Kulturkreisen als Ausdruck von Eloquenz, Disziplin und Erfolg. Dieses Ideal wurde durch unterschiedliche Institutionen wie Modebranche, Filmindustrie und Werbung perpetuiert und intensiviert.
Die Vorstellungen von Körperästhetik variieren erheblich zwischen verschiedenen Kulturen und Epochen. Während das Ideal der Schlankheit im gegenwärtigen westlichen Kontext vorherrschend ist, schätzten beispielsweise viele Kulturen in der Geschichte reichlichere Körperformen, die als Zeichen von Wohlstand und Fruchtbarkeit galten. In vielen nicht-westlichen Kulturen findet sich ein breiteres Spektrum akzeptierter und geschätzter Körperbilder, und Körperfülle wird häufig als Attraktivitätsmerkmal anerkannt.
Einfluss von sozialen Medien auf Bodyshaming
Mit dem Aufstieg sozialer Medien hat die Verbreitung von Bodyshaming eine neue Dimension erreicht. Plattformen wie Instagram oder Facebook fördern bewusst oder unbewusst ein bestimmtes Schönheitsbild, das oft unerreichbar und bearbeitet ist. Solche Ideale verstärken den Druck auf Einzelne, diesen Standards zu entsprechen, und können ein Umfeld begünstigen, in dem Bodyshaming gedeiht.
Individuen beteiligen sich an Bodyshaming aus einer Vielzahl von Gründen, darunter Unsicherheit, der Wunsch nach Zugehörigkeit und die Absicht, soziale Hierarchien zu festigen oder zu etablieren. Personen, die Bodyshaming betreiben, stammen aus allen Gesellschaftsschichten und besitzen unterschiedlichste Hintergründe. Es existiert keine spezifische demografische Gruppe, die hierfür prädisponiert ist. Vielmehr reflektiert Bodyshaming die Tiefe gesellschaftlicher Vorurteile und Normen.
Werbung spielt eine signifikante Rolle im Kontext von Bodyshaming, da sie oft unrealistische und bearbeitete Körperbilder als Ideal darstellt. Maßnahmen gegen diese Art von Werbung können beispielsweise die Forderung nach Vielfalt der Körpertypen in Werbekampagnen oder die gesetzliche Vorgabe zur Kennzeichnung von bearbeiteten Bildern umfassen.
Bodyshaming von Frauen und Männern
Bodyshaming betrifft Menschen aller Geschlechter. Frauen werden allerdings oft stärker durch mediale Schönheitsideale beeinflusst und sind deshalb häufiger öffentlichem Bodyshaming ausgesetzt.
Doch auch Männer leiden unter Körperkritik und den Druck, bestimmten maskulinen Idealbildern entsprechen zu müssen. Bei Männern fokussiert sich das Bodyshaming oftmals auf den Aufbau und die Definition von Muskulatur und die Körperform im Allgemeinen. Es ist wichtig zu erkennen, dass Bodyshaming ein universelles Problem darstellt, das unabhängig vom Geschlecht bekämpft werden muss.
Und was kann man dagegen unternehmen?
Maßnahmen gegen Bodyshaming:
- Aufklärung und Bewusstseinsbildung: Es ist wichtig, das Bewusstsein darüber zu schärfen, was Bodyshaming ist und wie schädlich es sein kann. Bildungsprogramme in Schulen und Arbeitsplätzen können helfen, die Auswirkungen von Bodyshaming zu verstehen und Empathie zu fördern.
- Anwalt für positive Körperbilder: Einsatz für Vielfalt und Inklusion im Hinblick auf Körperbilder in allen Medien. Das kann z.B. das Unterstützen von Kampagnen oder Marken einschließen, die unterschiedliche Körpertypen feiern.
- Stärkung des Community-Supports: Die Schaffung von Support-Gruppen und Online-Communities, die positive Körperbilder fördern und eine Plattform für den Austausch und die Unterstützung bieten, können Individuen helfen, besser mit Bodyshaming umzugehen.
- Gesetzliche Regelungen: Einige Länder haben gesetzliche Maßnahmen ergriffen, um Bodyshaming zu bekämpfen, zum Beispiel durch das Verbot von zu extremen Schlankheitsidealen in der Werbung.
- Persönliche Strategien: Individuen können Techniken zur Steigerung des Selbstwertgefühls erlernen, z.B. durch positive Selbstgespräche, Selbstakzeptanz und das Setzen von persönlichen Grenzen gegenüber negativen Kommentaren.
Steigerung des Selbstwertgefühls begtroffener Personen:
- Positive Selbstgespräche und Affirmationen: Indem man seinen inneren Dialog über den eigenen Körper in eine positivere Richtung lenkt, kann man sein Selbstwertgefühl steigern.
- Körperliche Aktivität: Körperliche Betätigung ist nicht nur gesund, sondern kann auch helfen, sich in seinem Körper wohler zu fühlen.
- Selbstfürsorge: Gute Ernährung, ausreichend Schlaf und stressreduzierende Aktivitäten können zu einem besseren Körpergefühl beitragen.
- Psychologische Beratung: Professionelle Hilfe kann wirksam sein, um negative Körperbilder und damit einhergehende Selbstwertprobleme anzugehen.
Verhinderung von Bodyshaming:
- Direkte Ansprache: Wenn jemand Zeuge von Bodyshaming wird, kann es hilfreich sein, dieses Verhalten direkt anzusprechen und deutlich zu machen, dass solche Kommentare unangemessen sind.
- Erziehung: Eltern und Erzieher sollten Kinder und Jugendliche darüber aufklären, wie wichtig es ist, alle Körper zu respektieren und dass freundliches Verhalten gegenüber anderen essentiell ist.
Bodyshaming ist ein komplexes Phänomen, das sich kulturell und historisch wandelt. Die Etablierung des Schlankheitsideals als Schönheitsnorm ist ein Resultat gesellschaftlicher Entwicklungen und wird durch die Präsenz sozialer Medien weiter verstärkt. Individuen, die am Bodyshaming teilnehmen, sind selbst oft Opfer unerreichbarer Schönheitsstandards und reproduzieren jene für sich und andere schädlichen Normen. Die sozialen Konsequenzen sind umfassend und beeinträchtigen das Wohlbefinden zahlreicher Menschen. Es bleibt zu hoffen, dass mit zunehmender Aufklärung und Sensibilisierung eine gesellschaftliche Abkehr von demengierenden Praktiken einhergeht und Vielfalt sowie Körperakzeptanz gestärkt werden.