Und sie ist doch rund – die flache Erde Theorie

Die Flache-Erde-Theorie ist eine der bemerkenswertesten und kontrovers diskutierten Vorstellungen, die trotz wissenschaftlicher Gegenbeweise bis in die heutige Zeit Anhänger findet. Diese Theorie behauptet, dass die Erde eine flache Scheibe und keine Kugel ist, wie es durch moderne Astronomie bestätigt wird. Umfassend zu verstehen, warum diese flache Erde Theorie Existenzkraft besitzt, ist es notwendig, ihre Grundzüge zu analysieren, die Erklärungsmodelle ihrer Befürworter zu untersuchen und die psychologischen Beweggründe für die Akzeptanz dieser Idee zu erkunden.

Die Grundzüge der Flacherde Theorie

Die Flache-Erde-Theorie ist im Grunde genommen keine „Theorie“ im wissenschaftlichen Sinne, sondern eine alte Vorstellung, die ihren Ursprung in den frühesten menschlichen Zivilisationen hat.

Die flache Erde Theorie und ihre Irrtümer
Die flache Erde Theorie und ihre Irrtümer – © paffy / Adobe Stock

Die Wahrnehmung der Erde als flach basierte auf unmittelbaren Beobachtungen: der Horizont schien flach, der Himmel wölbte sich darüber, und Menschen konnten nicht wahrnehmen, dass sie sich auf einer gekrümmten Oberfläche befanden, insbesondere nicht auf den Ebenen oder beim Blick auf das Meer.

In vielen frühen Kulturen wurde die Erde aufgrund dieser direkten Wahrnehmung als flache Scheibe oder als von einem gewölbten Firmament überspannte Ebene betrachtet. Beispiele für solche Weltbilder finden sich in der nordischen Mythologie (wo die Erde als eine scheibenförmige Welt namens Midgard beschrieben wird), in verschiedenen antiken nahöstlichen Kulturen und auch im alten Griechenland, bevor die Idee der Kugelgestalt populär wurde.

Anhänger der Flache-Erde-Theorie vertreten die Auffassung, dass die Erde flach und stationär ist, wobei die Pole im Zentrum der Scheibe liegen und ein Eisrand, bekannt als die „Antarktische Eiswand“, die äußeren Grenzen bildet. Sie lehnen die Vorstellung einer gravitationsbedingten Kugelgestalt ab und behaupten, dass die Beweise, die von der Wissenschaft vorgelegt werden, entweder falsch interpretiert oder bewusst manipuliert sind.

Pythagoras war aber schon einer der Ersten, der im 6. Jahrhundert v. Chr. argumentierte, dass die Erde eine Kugel sein könnte, und im 4. Jahrhundert v. Chr. stellte dann Aristoteles verschiedene Beobachtungen an, die belegten, dass die Erde tatsächlich rund sein muss – zum Beispiel die Krümmung des Erdschattens auf dem Mond während einer Mondfinsternis und die Tatsache, dass Sterne, die im Norden sichtbar sind, nicht von weiter südlichen Punkten aus gesehen werden können. Dies deutet auf eine Kugeloberfläche hin, auf der die Sichtlinien durch die Krümmung des Horizonts begrenzt werden.

Dennoch blieb die Vorstellung einer flachen Erde in verschiedenen Kulturen bestehen, bis weit in das Mittelalter hinein. Der Mythos, dass die Menschen vor Kolumbus glaubten, die Erde sei flach, ist jedoch ein durch die Geschichte widerlegter Irrglaube. Bildungsträger in Mittelalterlichen Universitäten lehrten bereits das sphärische Modell, das auf die griechischen Philosophen zurückging.

Im 19. Jahrhundert erlebte die Flache-Erde-Theorie eine Renaissance durch die Schriften von Samuel Rowbotham, der unter dem Pseudonym „Parallax“ agierte. Er veröffentlichte das Werk „Zetetic Astronomy: Earth Not a Globe“, das viele moderne flache Ender überzeugte. Rowbotham behauptete, dass die Wissenschaft irrt und versuchte, seine Argumente durch eine Reihe von Experimenten zu stützen, die er als Beweise für eine flache Erde interpretierte.

Warum glaubt überhaupt jemand noch an die Erde als eine Scheibe?

Anhänger der Flache-Erde-Theorie können aus einer Vielzahl von Gründen der Meinung sein, dass die Theorie der kugelförmigen Erde eine Erfindung oder ein Schwindel ist. Im Wesentlichen beruht ihr Glaube oft auf einer Mischung aus Misstrauen, alternativen Überzeugungen und interpretativen Fehlern. Hier sind einige Gründe, die oft von Flach-Erdlern angeführt werden:

  1. Misstrauen gegenüber Autoritäten und Institutionen: Ein häufig vorgebrachtes Argument bezieht sich auf das generelle Misstrauen gegenüber Regierungen, wissenschaftlichen Institutionen und Experten. Flach-Erdler vermuten oft, dass diese „Autoritäten“ aus verschiedenen Gründen – wie Macht, Kontrolle oder finanziellen Interessen – die Wahrheit über die Form der Erde verbergen.
  1. Verzerrte Interpretation von Beobachtungen: Viele Flach-Erdler berufen sich auf ihre unmittelbare Wahrnehmung der Welt, die ihnen flach erscheint. Sie argumentieren, dass, wenn die Erde wirklich eine Kugel wäre, man sichtbare Krümmungen oder Änderungen in der Landschaft erkennen könnte. Diese persönlichen Beobachtungen und Schlussfolgerungen stehen jedoch in direktem Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen.
  1. Verschwörungstheorien: Faszination und Glaube an Verschwörungstheorien sind bei einigen Flach-Erdlern stark ausgeprägt. Sie glauben, dass es eine große Verschwörung gibt, die die Wahrheit über die flache Erde verbirgt, um die Bevölkerung zu täuschen und die vermeintlichen Eliten in ihrer Position zu halten.
  1. Alternative Interpretationen der Bibel oder anderer religiöser Texte: Einige Flach-Erdler beziehen ihre Überzeugungen aus religiösen oder spirituellen Schriften, die sie wörtlich nehmen und glauben, dass diese Texte die Erde als flache Scheibe beschreiben.
  1. Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Methoden: Manche Flach-Erdler stellen die Methoden und Werkzeuge der Wissenschaft in Frage, wie Satellitenbilder oder physikalische Gesetze. Sie glauben, dass diese Daten gefälscht oder die Gesetze nicht anwendbar sind, da sie ihrer Meinung nach nicht mit ihrer direkten Erfahrung oder ihrem Verständnis der Realität übereinstimmen.
  1. Bedürfnis nach Einzigartigkeit: Für einige Personen kann der Glaube an die Flache-Erde-Theorie auch ein Mittel sein, um sich abzugrenzen und als Teil einer Gruppe zu fühlen, die glaubt, „wahres“ Wissen zu besitzen, das der Mainstream ignoriert. Diese Zugehörigkeit und das Gefühl der Überlegenheit können eine starke emotionale Motivation sein.

Es ist wichtig zu verstehen, dass, obwohl diese Gründe subjektiv überzeugend für manche Menschen sein können, sie nicht durch wissenschaftliche Fakten und Beweise gestützt werden. Weder moderne Wissenschaft noch historische Beobachtungen liefern belastbare Befunde für die Flache-Erde-Theorie. Im Gegenteil, ein überwältigender Konsens beruht auf umfangreichen Beweisen, die die Kugelgestalt der Erde belegen.

Flat Earth Society

Es gibt eine Organisation, die sich selbst als die „Flat Earth Society“ bezeichnet. Die heutige Flat Earth Society ist eine Gruppierung von Menschen, die die Idee vertreten, dass die Erde flach ist. Ursprünglich wurde die moderne Form der Gesellschaft in den 1950er Jahren von Samuel Shenton in England als „International Flat Earth Research Society“ gegründet, als eine Fortführung der flachen Erdideen, die im 19. Jahrhundert durch Samuel Rowbotham popularisiert wurden.

Nach Shentons Tod setzte Charles K. Johnson den Betrieb der Gesellschaft fort und zog sie nach Kalifornien, USA. Im Jahr 2004 wurde sie durch den ehemaligen Vorsitzenden Daniel Shenton neu belebt.

Die Flat Earth Society spricht sich gegen die überwiegend akzeptierte wissenschaftliche Konsensansicht aus, dass die Erde eine annähernd sphärische Form hat und hat Mitglieder, die eine Vielzahl von Ansichten zum Thema Erde unterstützen. Sie sind bekannt für ihre Verwendung von pseudowissenschaftlichen Argumenten und werden häufig als Beispiel für abweichende Überzeugungen oder Ablehnung von wissenschaftlichen Fakten zitiert.

Es ist jedoch zu beachten, dass es auch andere, unabhängige Flach-Erde-Gruppen und Einzelpersonen gibt, die nicht notwendigerweise formell mit der Flat Earth Society verbunden sind, aber ähnliche Ansichten teilen. Diese Gemeinschaften sind oft online aktiv und nutzen soziale Medien und eigene Webseiten, um ihre Ansichten zu verbreiten und Konferenzen oder Treffen zu organisieren.

Erklärungsmodell für den Weg der Sonne und die Jahreszeiten

Gemäß der Flache-Erde-Theorie bewegt sich die Sonne in Kreisen über der Erdscheibe, wodurch Tag und Nacht entstehen. Die Sonne wird als kleineres und näher gelegenes Objekt als in der heliozentrischen Theorie der Astronomie dargestellt. Die Befürworter argumentieren, dass die Jahreszeiten durch die Veränderungen des Weges der Sonne entstehen und nicht durch die Neigung der Erdachse, wie es in der Wissenschaft üblich ist. Die Sonne soll sich in größeren Kreisen über der Erdscheibe bewegen, um den Sommer zu erzeugen, und in kleineren Kreisen, um den Winter zu bewirken.

Vorstellungen vom Rand der Scheibe

Die Anhänger der Theorie nehmen an, dass am Rand der Erdscheibe eine massive Eiswand steht, die das Herausfließen der Weltmeere verhindert. Sie spekulieren, dass noch niemand über diese Wand hinausgegangen ist oder dass jene, die es versucht haben, von Regierungsbehörden daran gehindert wurden.

Top 5 Irrtümer der Flache-Erde-Theorie – Eine Aufklärung

In einem Zeitalter, in dem der Zugang zu Wissen so weitreichend ist wie nie zuvor, mag es überraschen, dass die Flache-Erde-Theorie immer noch Anhänger findet. Obwohl diese Ansichten oft auf Missverständnissen und falsch interpretierten Informationen beruhen, bleibt ihre Hartnäckigkeit bemerkenswert. Lassen Sie uns einige der größten Irrtümer dieser Theorie entlarven und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen konfrontieren.

Irrtum 1: Die Erde ist eine flache Scheibe. Die Überzeugung, dass die Erde flach wie eine Scheibe ist, steht im Widerspruch zu unzähligen Beobachtungen und Messungen. Satellitenaufnahmen zeigen eindeutig eine kugelförmige Erde, und Astronauten haben diesen Anblick aus dem Weltraum bestätigt. Zudem würde eine flache Scheibe zu Anomalien in der Gravitation führen, die wir in der Physik nicht beobachten können.

Irrtum 2: Die Sonne kreist um die Erde. Anhänger der Flache-Erde-Theorie nehmen oft an, dass die Sonne in Kreisen über der Erdscheibe kreist. Dies widerspricht aber den beobachteten Bewegungen der Sonne und der Sternkonstellationen, die mit einer sphärischen Erde und einer heliozentrischen Umlaufbahn übereinstimmen. Eklipsen und Jahreszeiten lassen sich nur schlüssig mit einer kugelförmigen Erde und der Neigung ihrer Achse erklären.

Irrtum 3: Der Erdrand ist von einer Eiswand umgeben. Einige Flache-Erder glauben, dass eine gigantische Eiswand oder die Antarktis den Rand der Welt bildet. Keine solche „Wand“ existiert jedoch, wie zahlreiche Expeditionen und Fotos von der Antarktis, die eindeutig zeigen, dass sie ein Kontinent und keine Wand ist, belegen.

Irrtum 4: Schwerkraft existiert nicht. Die Leugnung der Schwerkraft ist ein häufiges Thema unter Flache-Erdlern. Aber die Wirkung der Schwerkraft ist überall nachweisbar, nicht nur in der Bewegung der Himmelskörper, sondern auch in unserem Alltag, wo sie Objekte zum Erdmittelpunkt hinzieht. Zudem erklärt die Schwerkraft die runde Form der anderen Himmelskörper, von denen viele mit Teleskopen sichtbar sind.

Irrtum 5: Flugrouten bestätigen die Flache-Erde-Theorie. Einige behaupten, Flugrouten würden besser zu einer flachen als zu einer runden Erde passen. Piloten und globale Navigationssoftware nutzen jedoch die Prinzipien der Sphäroide für ihre Routenberechnung. Kugelkarten und die Realität der Großkreisnavigation widerlegen diesen Irrtum eindeutig.

Es gibt vielfältige Beweise, die die Kugelgestalt der Erde stützen: Satellitenbilder zeigen eine runde Erde, Flug- und Schifffahrtsrouten basieren auf einer sphärischen Geometrie, und die Gesetze der Physik, wie sie durch die Gravitationstheorie vertreten werden, ergeben auf der Basis einer sphärischen Welt einen Sinn. Wäre die Erde flach, müssten alle physikalischen Gesetze, wie wir sie kennen, anders funktionieren.


Obwohl die Flache-Erde-Theorie als abseitige Vorstellung mit mittelalterlichen Wurzeln erscheint, fasziniert sie immer noch eine kleine, aber laute Minderheit. Während sie eher ein kulturelles Phänomen als eine wissenschaftliche Hypothese darstellt, bietet sie doch eine interessante Perspektive auf die Psychologie des Glaubens und der Überzeugungen. Letztendlich unterstützen jedoch sowohl die historische Wissenschaft als auch moderne Beobachtungen und Beweise überzeugend die Kugelgestalt der Erde und der anderen Himmelskörper unseres Sonnensystems.

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